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NEWS

aus der ökonomischen und neurowissenschaftlichen Forschung

 

 

 

15.08.2023 

 

UKE-Ernährngsstudie: „Cheat Days“ beeinträchtigen vorübergehend das Immunsystem

Saskia Lemm Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Forschende des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) haben in einer Studie herausgefunden, dass bereits wiederholte kurzfristige Abweichungen von regelmäßiger und ausgewogener Ernährung hin zu fettreicher Kost mit wenig Ballaststoffen erhebliche Konsequenzen für das menschliche Immunsystem haben können. Die Wissenschaftler:innen haben ihre Forschungsergebnisse im Fachjournal Nature Immunology veröffentlicht.

Das internationale Forschungsteam unter Leitung von Prof. Dr. Nicola Gagliani, Forschungsgruppenleiter in der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie des UKE, führte für die Studie verschiedene Laborexperimente sowie anschließend eine Proband:innenstudie durch. Hierbei erhielten die Teilnehmenden fünf Tage lang eine ballaststoffreiche Diät; anschließend ernährten sie sich für weitere fünf Tage fettreich und ballaststoffarm. Die Wissenschaftler:innen konnten feststellen, dass der geringere Ballaststoffgehalt bei fett- und energiereicher Ernährung zu einer Verringerung der mikrobiellen Stoffwechselprodukte, sogenannter kurzkettiger Fettsäuren, führt. Hierdurch wird die Funktion der CD4+T-Zellen, ein wichtiger Zelltyp des adaptiven Immunsystems, gedrosselt. Diese Auswirkungen sind zwar nur vorübergehend, da die Wiederaufnahme einer ausgewogenen Ernährung mit ausreichend Ballaststoffen die Körperimmunität wiederherstellt. Gleichzeitig konnten die Wissenschaftler:innen zeigen, dass der Wechsel zu einer Ernährung, die reich an Fett und arm an Ballaststoffen ist, mit einer höheren Anfälligkeit für Infektionen einhergeht: „Das Fenster der Immunschwäche öffnet sich für einen bestimmten Zeitraum. In unserer Studie konnten wir zeigen, wie synchronisiert unser Ernährungsverhalten und unsere Immunreaktionen sind und wie selbst eine kurzfristige Umstellung auf Schlemmereien zu einer raschen Beeinträchtigung des Immunsystems führt“, erläutert Prof. Gagliani. „Unsere Daten machen deutlich, wie schnell und tiefgreifend sich unsere täglichen Essensentscheidungen auf unsere Gesundheit auswirken können. Positiv ausgedrückt heißt dies, dass mithilfe einer regelmäßigen ausgewogenen Ernährung etwa die Wirksamkeit von Impfstoffen und Immuntherapien maximiert werden könnte“, ergänzt Erstautor Dr. Francesco Siracusa, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie des UKE.

 

                                                      

 

 

 

  

15.08.2023 

 

Tag der Fehler am 15. August: In Sachen Fehlerkultur herrscht in Deutschland Aufholbedarf

 

Maxie Strate Marketing & Communications
International School of Management (ISM)

 

München, 15.08.2023. Am 15. August wird in den USA der Tag der Fehler oder auf Englisch „National Failures Day“ gefeiert. Tatsächlich zeigen zahlreiche Untersuchungen aus der Organisationspsychologie, dass sich der konstruktive Umgang mit Fehlern positiv auf die Leistungsfähigkeit, Innovationskraft und Zufriedenheit der Mitarbeitenden in Unternehmen auswirkt. ISM-Professorin und Wirtschaftspsychologin Dr. Janine Netzel erklärt, wie eine reflektierte Fehlerkultur in deutschen Unternehmen gefördert werden kann.

 

Am 15. August ist Tag der Fehler. Sind Fehler oder „Fails“ ein Grund zum Feiern? Nach Aussage von Wirtschaftspsychologin Prof. Dr. Janine Netzel von der International School of Management (ISM) am Campus München bietet der konstruktive Umgang mit Fehlern tatsächlich viel Innovationspotenzial: „Es eint uns alle, dass wir ungerne Fehler machen. Aber sie sind auch der Ursprung dafür, dass wir uns weiterentwickeln können.“ Im Unternehmensalltag geht es dabei in erster Linie um Qualitätsmanagement, wie die ISM-Hochschullehrerin erläutert: „Wenn wir durch Fehleranalysen zum Ergebnis kommen, dass Prozesse umstrukturiert, verschlankt, oder anders gestaltet werden können, ist viel gewonnen.“

Angst vor dem Karriereknick häufige Ursache für mangelhafte Fehlerkultur 

Die Vorteile einer transparenten Fehlerkultur sind durch zahlreiche Studien aus der Organisationspsychologie erwiesen. So wirkt sich der konstruktive Umgang mit Fehlern positiv auf die Leistungsfähigkeit, Innovationskraft und Zufriedenheit der Mitarbeitenden in Unternehmen aus. Diese Erkenntnis sei auch bei Führungskräften durchaus akzeptiert, wie Janine Netzel bestätigt: „Eine Studie von Ernst & Young aus dem Jahr 2023 hält beispielsweise fest, dass 50% der befragten Führungskräfte glauben, dass eine mangelnde Fehlerkultur Innovation im Unternehmen reduziert. Allerdings sagen in derselben Studie auch 64 Prozent der befragten Führungskräfte, dass sie ihre Fehler nicht zugeben oder vielleicht nur teilweise.“ 

Die Angst vor dem Karriereknick behindere in vielen deutschen Branchen einen transparenten Umgang mit Fehlern, erklärt die Wirtschaftspsychologin. „Am besten ist der Umgang mit Fehlern in der automotiven Branche, hier sagen nur ein Drittel der Führungskräfte, dass sie nicht transparent mit Fehlern umgehen würden.“ Wesentlich schlechter sei es dagegen um die Finanzbranche bestellt, so Netzel: „In der Finanzbranche wird in Sachen Fehlern am meisten unter den Teppich gekehrt. Hier sind es über 82% der Führungskräfte, die Fehler nur eingeschränkt eingestehen.“ Die Angst vor Gesichtsverlust sei in der Finanzbranche nun einmal besonders stark ausgeprägt. 

Strategien für eine reflektierte Fehlerkultur

Dabei gebe es durchaus etablierte Strategien, um eine transparente Führungskultur in Unternehmen zu fördern, so die ISM-Wirtschaftspsychologin: „Der Sozialpsychologe Kurt Lewin lehrte uns bereits, dass es beim Umgang mit Fehlern auf die Einstellungen der Person wie auch auf die Werte und Kultur des Umfelds ankommt.“ Laut Expertin Janine Netzel sind folgende vier Aspekte hilfreich, um eine transparente Führungskultur in Unternehmen zu fördern: 

1. Authentische Unternehmenswerte und –leitlinien: „Es braucht Toleranz gegenüber Fehlern und Menschen sowie Experimentierfreudigkeit. Auch eine systematische Analyse ist wichtig. Dies muss den Mitarbeitenden klar signalisiert werden.“
2. Personalauswahl und Onboarding: „Wichtig sind die Menschen, die ein Unternehmen tragen. Bei Personalauswahl und Onboarding sollte es daher nicht nur um fachliche Qualifikationen, sondern auch um die soziale Passung und Einbindung gehen.“
3. Rahmenbedingungen für eine offene Kommunikations- und Feedbackkultur: „Es ist die Aufgabe des Unternehmens, Zeit und Raum für eine positive Fehlerkultur zu schaffen. Dies fängt bei Kommunikation und Feedback in den Teams und Abteilungen an und geht bis hinauf in die Vorstandsebene.“
4. Vorbildfunktion von Führungskräften: „Führungskräfte sollten in ihrem Umfeld zur kritischen Reflexion anregen und selbst mit gutem Beispiel vorangehen. Diese können sich selbstkritisch fragen: Wie authentisch leben sie eine offene Fehler- und Experimentierkultur? Welche Unterstützung, zum Beispiel durch Coaching, brauchen sie gegebenenfalls im Umgang mit eigenen Fehlern und zum Entwickeln einer positiven Fehlerkultur im Team? Wenn es um eine konkrete Fehleranalyse geht, ist zudem die Frage nach dem „Warum“ ganz wichtig. Also warum sind uns im Team gewisse Punkte gut gelungen und warum andere weniger?“ 

Im Allgemeinen empfiehlt Janine Netzel, Fehlern mit Humor und Gelassenheit zu begegnen. „Einfach mal einen Schritt heraustreten, tief durchatmen und das Geschehene mit etwas Distanz betrachten. Wir sind alle nur Menschen und Fehler gehören zum Menschsein dazu. Diese behindern nicht, sondern liefern den Anstoß für Entwicklung und zwar sowohl beruflich, wie privat.“

 

 

 

 

 

 

 

 09.08.2023 

 

Wann digitaler Stress auch positiv sein kann

Michael Hallermayer Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Augsburg

Stress durch Apps, E-Mails, ständige Benachrichtigungen – die Universitäten Augsburg, Bamberg, Erlangen-Nürnberg, München (LMU) und Würzburg haben in einem gemeinsamen Forschungsverbund vier Jahre lang zum gesunden Umgang mit digitalen Technologien und Medien geforscht. ForDigitHealth präsentiert seine Ergebnisse sowohl in wissenschaftlichen Publikationen wie auch einem verständlichen Online-Wegweiser für die Öffentlichkeit.

Digitale Technologien und Medien sind tief in unseren Alltag integriert. Sie halten uns in Verbindung, sind die Voraussetzung für Arbeitsprozesse, ermöglichen schnelle Abstimmungen, Inspiration, Unterhaltung, Lernen, Unterstützung und vieles mehr. Gleichzeitig entsteht dadurch digitaler Stress, den wir nicht immer gut handhaben können und der zu negativen gesundheitlichen Folgen führen kann. 

Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume betont: „Interdisziplinär, hochaktuell und mit Mehrwert für uns alle: Der Ansatz des Forschungsverbunds ForDigitHealth war und ist mustergültig. Digitale Technologien und Medien bestimmen unseren Alltag – die Auswirkungen müssen fundiert untersucht werden, deshalb haben wir den Forschungsverbund mit insgesamt rd. 3,4 Millionen Euro gefördert. Die Ergebnisse geben uns nun wichtige Hinweise, wie wir – jeder einzelne und als Gesellschaft – mit dem Phänomen ‚Digitaler Stress‘ umgehen können. Ganz besonders freut mich, dass die Ergebnisse auch in einem Online-Wegweiser für alle zugänglich gemacht werden.“

Verschiedene Facetten erforscht

Vier Jahre lang hat der Bayerische Forschungsverbund ForDigitHealth zum gesunden Umgang mit digitalen Technologien und Medien geforscht und herausgefunden: Es kommt auf die Einstellung zum Stress an. Wenn er durch ein Individuum als Herausforderung statt als Belastung eingestuft wird, kann sich der Stress auch positiv auf eine bessere Leistung und Wohlbefinden auswirken. Hierfür müssen aber die Bedingungen stimmen: eine ausgebildete Medienkompetenz oder die Unterstützung durch Kolleginnen und Kollegen bzw. eines IT-Helpdesks, das Hilfesuchende zur Problemlösung befähigt und nicht nur das Problem selbst löst. In einer solchen Situation wird der Körper kurzfristig in Alarmbereitschaft versetzt, um die Situation bewältigen zu können. Langfristig kann dieser Stress aber auch mit Erkrankungen wie z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Depression in Verbindung gebracht werden. Grund dafür sind langanhaltende Entzündungsprozesse, die der Körper im Rahmen der Stressreaktion durchläuft, wenn der Mensch über einen langen Zeitraum Stress ausgesetzt ist. So die Aussagen der beteiligten Wissenschaftler Dr. Manfred Schoch und Prof. Dr. Nicolas Rohleder (Co-Sprecher, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg). „Wiederholte Stresssituationen über den Arbeitstag hinweg können langfristig chronischen Stress auslösen, der krank macht. Insbesondere die Menge der digitalen Arbeit ist Treiber von chronischem digitalem Stress am Arbeitsplatz.“ 

ForDigitHealth hat auch erforscht, wie digitale Technologien mithilfe nutzerzentrierter Designprozesse gestaltet werden müssen, um digitalen Stress zu verringern. Die Informatik ging neue Wege und entwickelte z.B. Technologie für die Arbeit im Gehen, da sich Bewegung zum Stressabbau sehr gut eignet. Auch wurde bearbeitet, wie man mithilfe von Apps digitalen Stress besser bewältigen kann und erste Prototypen vorgestellt. 

Prof. Dr. Elisabeth André (Universität Augsburg) als Co-Sprecherin des Verbunds, unterstreicht: „Wir haben Ernst gemacht mit dem Anspruch unseres Geldgebers, wirklich interdisziplinär zu arbeiten, also Methoden, Theorien, Perspektiven aus den fünf vertretenen Fachdisziplinen zu integrieren und neue Erkenntnisse zu erreichen. Neben dem Anspruch an Interdisziplinarität hatten wir den Auftrag, uns in den gesellschaftlichen Diskurs zum Thema digitaler Stress einzubringen.“

Online-Wegweiser gibt Tipps

Der Bayerische Forschungsverbund hat mögliche Lösungsansätze im Umgang mit digitalem Stress aufbereitet. In „Digitaler Stress: Der Wegweiser“ wurden Informationen und Hinweise zu Ursachen, Folgen und Wirkweisen für die Öffentlichkeit auf der Webseite des Verbunds festgehalten. Auch die zugrundeliegenden Publikationen können im Wegweiser leicht nachgelesen werden. Der Verbund ist mit ausgewiesenen Expertinnen und Experten aus den fünf Fachdisziplinen Medizin, Psychologie, Informatik, Wirtschaftsinformatik und Kommunikationswissenschaft besetzt. Im Rahmen von fünf übergeordneten Querschnittsthemen und in insgesamt elf Teilprojekten wurde das Thema digitaler Stress beforscht. 

In ForDigitHealth arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von fünf bayerischen Universitäten zusammen (Universität Augsburg, Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Ludwig-Maximilians-Universität München und Julius-Maximilians-Universität Würzburg). Der Verbund wird durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst mit rund 3,4. Mio. Euro über vier Jahre gefördert.

Die Teilprojekte im Überblick

Prof. Dr. Henner Gimpel, Wirtschaftsinformatiker an der Universität Augsburg und der Universität Hohenheim, befasste sich in zwei Teilprojekten einerseits mit der Bewältigung von digitalem Stress am Arbeitsplatz und der Frage, ob der Stress neben bekannten negativen Folgen auch positive Auswirkungen haben kann. Zum anderen wurde untersucht, wie man appgestützt den Umgang mit digitalem Stress unterstützen kann.

Prof. Dr. Jeffrey Wimmer, Kommunikationswissenschaftler an der Universität Augsburg, stellte sich die Frage, in welcher Form Menschen digitalen Stress in der Freizeit wahrnehmen, wie sie damit umgehen und welche Rolle ihr soziales Umfeld dabei spielt.

Prof. Dr. Susanne Kinnebrock, Kommunikationswissenschaftlerin an der Universität Augsburg, hat sich mit der Frage befasst, wie digitaler Stress in den Medien (u.a. in Online-Foren) dargestellt wird und welche Umfelder, Ursachen und Symptome dort thematisiert werden.

Prof. Dr. Nicolas Rohleder, Gesundheitspsychologe an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, hat sich mit dem Zusammenhang zwischen psychologischen und biologischen Stressreaktionen befasst.

Prof. Dr. Dennis Nowak und Prof. Dr. Matthias Weigl, Arbeitsmediziner der Ludwig-Maximilians-Universität München und Medizinpsychologe am Universitätsklinikum Bonn, haben sich mit der Frage befasst, wie sich kurz- und mittelfristige Stressreaktionen, die durch digitale Technologien und Medien im Umfeld des Arbeitsplatzes ausgelöst werden, langfristig auswirken.

Prof. Dr. Gerhild Nieding und Dr. Wienke Wannagat, Entwicklungspsychologinnen an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, befassten sich mit digitalem Stress bei Jugendlichen sowie jungen und älteren Erwachsenen und der Frage, wie eine digitale Medienkompetenz aussehen und konkret umgesetzt werden kann.

Prof. Dr. Tim Weitzel und Prof. Dr. Christian Maier, Wirtschaftsinformatiker von der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und der Ludwig-Maximilians-Universität München, haben sich gefragt, ob digitaler Stress „ansteckend“ ist und sich auf andere Personen übertragen kann, z.B. in Teams am Arbeitsplatz.

Prof. Dr. Elisabeth André, Informatikerin an der Universität Augsburg, befasste sich mit der Frage, ob künstliche Intelligenz Anzeichen von digitalem Stress erkennen kann und wie Nutzer:innen in den Lern- und Entfaltungsprozess der KI eingebunden werden können.

Prof. Dr. Albrecht Schmidt, Informatiker an der Ludwig-Maximilians-Universität München, hat sich mit der Frage befasst, wie eine menschzentrierte Gestaltung von digitalen Technologien zu einer gesundheitsförderlichen Wirkung führen kann.

Prof. Dr. Matthias Berking, Klinischer Psychologe, Prof. Dr. Björn Eskofier, Informatiker (beide an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) sowie Prof. Dr.-Ing. habil. Björn Schuller, Informatiker an der Universität Augsburg haben erforscht, wie Apps so optimiert werden können, dass sie die psychische Gesundheit stärken.